Der Aufbau eines Unternehmens kann voller Tücken stecken. Doch wenn Sie einige Dinge beachten, dann gelingt der Unternehmensaufbau als Freiberufler oder Solo-Selbstständiger leichter. Gründung und Nachfolge können nur erfolgreich werden, wenn diese langfristig und gründlich vorbereitet werden. Damit Sie den Überblick behalten, hilft es, sich bereits frühzeitig mit allen wichtigen Aspekten zu beschäftigen. So können Sie die Weichen schon zu Beginn stellen.
Gründung und Unternehmensaufbau als Freiberufler in wenigen Schritten
Vielleicht denken Sie, dass der Unternehmensaufbau – oder auch eine Nachfolge – als Freiberufler oder Solo-Selbstständiger leichter gelingt, da ja nur Sie involviert sind. Ein Ein-Mann-/Frau-Betrieb ist damit auf Sie beschränkt und damit natürlich weniger aufwendig, doch das ist ein Irrglaube. Auch eine Gründung als Freiberufler sollte gut durchdacht und vor allem gut vorbereitet sein. Vorab sind gewisse Entscheidungen zu treffen. Worauf es zu achten gilt, haben wir einmal übersichtlich zusammengetragen:
#1: Freiberufler oder Gewerbetreibender?
Gewerbetreibende sind Selbstständige, die Gewerbesteuer entrichten müssen, im Gegenzug dazu stehen die Freiberufler. Letztere sind allerdings nicht mit Freelancern zu verwechseln, denn damit sind einfach nur freie Mitarbeiter eines Unternehmens gemeint. Freiberufler sind selbstständige Unternehmer, die freiberuflich in den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Erziehung, Unterricht und Publizistik arbeiten. Die Entscheidung dazu fällt das zuständige Finanzamt, das die Einordnung anhand eines steuerlichen Fragebogens vornimmt.
Für das Finanzamt ist diese Unterscheidung zwischen Gewerbe und freiberuflicher Tätigkeit wichtig, denn Gewerbetreibende zahlen Gewerbesteuer. Freiberufler arbeiten in freien Berufen, sogenannten Katalogberufen, oder ähnlichen Tätigkeiten und haben steuerliche Vorteile. Es fällt keine Gewerbesteuer an. Zum Einen ist daher keine Gewerbeanmeldung notwendig und damit entfällt auch dieser bürokratische Aufwand der Anmeldung. Darüber hinaus müssen Sie sich nicht ins Handelsregister eintragen lassen und Sei sind auch nicht zur IHK-Mitgliedschaft verpflichtet.
#2: Was zählt zu den freien Berufen?
Die bereits genannten Fachbereiche geben Aufschluss über mögliche freiberufliche Berufsfelder. Im § 18 Einkommensteuergesetz sind die Katalogberufe festgehalten, dazu zählen folgende freie Berufe:
- Ärzte inkl. Zahnärzte, Tierärzte
- Heilpraktiker,
- Physiotherapeuten
- Psychologen
- Rechtsanwälte und Notare
- Wirtschaftsprüfer
- Steuerberater
- Architekten
- Ingenieure
- Sachverständige
- Journalisten
- Dolmetscher
- Schriftsteller
- Wissenschaftler
- Künstler
- Erzieher und Lehrer
Abgesehen von diesem konkreten freiberuflichen Tätigkeiten gibt es weitere Berufsfelder für Freiberufler wie etwa Designer, Fotografen und Schauspieler. Aber auch Dozenten, Berater und Coaches gehören zu den freien Berufen.
#3: Gibt es Voraussetzungen, um als Freiberufler und Solo-Selbstständiger arbeiten zu können?
Grundsätzlich gibt es keine Voraussetzungen, die Sie erfüllen müssen, um als Freiberufler zu arbeiten. Das einzige, was Sie mitbringen müssen, ist in manchen Berufsfelder die nötige Qualifikation. Gerade für kammerpflichtige freie Berufe ist die nötige Zulassung erforderlich. Das gilt für:
- Ärzte
- Zahnärzte
- Tierärzte
- Apotheker
- Notare
- Rechtsanwälte
- Steuerberater
- Wirtschaftsprüfer
- Architekten
- Ingenieure
Abgesehen von diesen freien Berufe ist selbstverständlich auch für jeden anderen Freiberufler Fachexpertise und im besten Fall eine Ausbildung die beste Qualifikation. Erfahrungen im Beruf oder der Branche sind wichtige Kernkompetenzen, um so auch sicherstellen zu können, dass Sie Ihrer Arbeit nachgehen können.
#4: Wie hoch ist der Kapitalbedarf?
Das lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Ärzte und Anwälte haben mit Sicherheit zu Beginn einen höheren Kapitalbedarf als bspw. Designer oder Schauspieler, gerade wenn sie bereits bestehende Praxen oder Kanzleien übernehmen. Insgesamt lässt sich allerdings festhalten, dass zumeist weniger Kapital nötig ist als bei einer Unternehmensgründung oder einer Nachfolge, die einen Betrieb und entsprechend Maschinen und Personal erfordern. Die Ausstattung ist bei Freiberuflern oft geringer, aber trotzdem sollten Sie die Kalkulation für Investitionen und Ausgaben zu Beginn nicht zu niedrig ansetzen. Gerade Equipment wie Büroeinrichtung, Materialien, EDV und sonstiges Inventar ist anfangs notwendig. Einzeln betrachtet sind das keine großen Summen, allerdings ergibt es trotzdem einen nicht unerheblichen Kapitalbedarf, wenn Sie all das zusammen betrachten. Zur Beschaffung dessen können unterschiedlichste Optionen für die Finanzierung herangezogen werden. Auch Fördermittel sind eine Möglichkeit. Darüber sollten Sie sich ausführlich informieren und Vorbereitungen treffen, wie etwa die Erstellung eines Businessplans als Grundlage für die Finanzierungsgespräche mit Banken und anderen Kapitalgebern.
#5: Wie können sich Freiberufler absichern?
Absicherung und auch Versicherung ist ein großes Thema beim Unternehmensaufbau als Freiberufler. Gerade wer alleine und als Freiberufler arbeitet, hat in dem Zuge auch oft das Dilemma, dass das eigene Unternehmen mit der eigenen Person steht und fällt. Krankheit, Ausfall und Urlaub sorgen dafür, dass in der Zeit keine Umsätze gemacht werden können. Somit fehlt Ihnen auch Einkommen. Längere Krankheiten und Auszeiten sollten daher auch versicherungstechnisch abgedeckt werden, hinzu kommt die Haftung für Ihre Tätigkeit. In diesen Fällen, die Ihre Arbeit als Freiberufler betreffen, sind folgende Versicherungen eine gute Absicherung: Berufsunfähigkeitsversicherung, Berufsrechtsschutzversicherung, Berufshaftpflichtversicherung und Krankentagegeldversicherung. Diese Versicherungen werden dabei allerdings privat geleistet. Für einige Berufsgruppen ist die Berufshaftpflicht sogar gesetzlich vorgeschrieben, das gilt für Ärzte, Hebammen sowie Architekten. Planen Sie diese Punkte direkt von Anfang an und informieren Sie sich rechtzeitig, sodass Sie auch für diese Sonderfälle abgesichert sind.
Wichtig ist allerdings grundlegend, dass in Deutschland keine Sozialversicherungspflicht für Freiberufler gilt, jedoch müssen Sie sich krankenversichern. Ohne Krankenversicherung läuft gar nichts, dafür können Sie sich freiwillig gesetzlich versichern oder aber auf eine private Krankenversicherung setzen. Für manche freien Berufe gilt dann wieder der Sonderfall, dass die Einzahlung in die Rentenversicherung nicht freiwillig erfolgen kann, sondern ebenfalls vorgeschrieben ist. Diese Berufe sind schutzbedürftig und daher besteht die Rentenversicherungspflicht. Für alle anderen gilt, Sie können in die Rentenkasse einzahlen oder aber alleinig auf die private Altersvorsorge setzen. Die Rentenversicherungspflicht betrifft:
- Pflegedienst
- Lehrer
- Trainer
- Coaches
- Pädagogen
- Hebammen
Sonderfall: Künstlersozialkasse (KSK)
Darüber hinaus gibt es einen weiteren Sonderfall, abhängig vom jeweiligen Beruf, den Sie als Freiberufler ausüben. Dann kann es sein, dass Sie dadurch zu einem anderen Absicherungssystem zählen und über berufsständige Versorgungswerke abgesichert sind, wie etwa die Künstlersozialkasse (kurz auch KSK). Wie der Name bereits verrät, ist diese für Künstler, aber auch Publizisten und Autoren. Der Begriff Künstler wird hier allerdings weiter gefasst und beinhaltet zahlreiche Berufsbilder, die geistigen bzw. künstlerischen Wert durch ihre freiberufliche Tätigkeit erschaffen. Darunter zählen auch Designer, Schauspieler, Maskenbildner, Musiker, Bildhauer und mehr. Wer den Anmeldungsprozess durchläuft und mit in die KSK aufgenommen wird, bekommt dadurch eine Sonderstellung in Sachen Sozialversicherung. Die KSK übernimmt dann den klassischen Arbeitgeberanteil der Beiträge, die in Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung eingezahlt werden, Sie übernehmen die andere Hälfte.
#6: Wie gestaltet sich der Markt für die freiberufliche Tätigkeit?
Weniger bürokratisch geht es zu, wenn wir uns Ihre Arbeit einmal genauer ansehen und die freiberufliche Tätigkeit in den Mittelpunkt rückt. Zu Beginn des Unternehmensaufbaus als Freiberufler ist natürlich eine detaillierte Marktanalyse von Vorteil. Aufgrund dieser Erkenntnisse können Sie Chancen und Risiken besser einschätzen. Zum Einen sollten Sie den Standort genauer analysieren, um Potenzial auszumachen und mögliche Hürden zu erkennen. Im zweiten Schritt kommen dann Überlegungen und Recherche zu Mitbewerbern ins Spiel, denn vielleicht ist der Markt am Standort bereits mit zahlreichen Mitbewerbern übersättigt. Auf dieser Grundlage können Sie dann auch bewusst Ihr Alleinstellungsmerkmal wählen und sich durch Ihr Angebot abheben. Und als Drittes ist für den Markt natürlich auch Ihre Zielgruppe wichtig, denn Sie sollten im besten Fall konkret wissen, an wen Sie verkaufen wollen und wer Ihre Wunschkunden sind. Je besser Sie Ihre Zielgruppe kennen, desto leichter fällt es, Angebot sowie Unternehmensauftritt auf diese zuzuschneiden.
#7: Wie lässt sich das Unternehmen nach außen hin am besten kommunizieren?
Und wenn wir bereits über den Unternehmensauftritt sprechen, dann ist natürlich wichtig, wie dieser ausgestaltet ist. Die Kommunikation nach außen funktioniert über viele Mittel und ein professioneller Auftritt als Freiberufler ist wichtig. Dabei spielt zuerst einmal das Corporate Design eine Rolle, mit Logo und einem individuellen Design bekommt Ihr Unternehmen ein Gesicht. Erst dadurch werden Sie sichtbar mit Ihrem Unternehmen und können zudem einen bleibenden Eindruck bei Interessierten, Partnern und Kunden hinterlassen. Neben dem Corporate Design auf Visitenkarten, Briefpapier etc. für die Geschäftsausstattung spielen auch die digitalen Kanäle eine Rolle. Die Digitalstrategie ist dabei von Anfang an schon eine wichtige Aufgabe, um direkt auf sich aufmerksam machen zu können. Dabei steht die Website im Zentrum, die ebenfalls auf das Design abgestimmt sein sollte und damit den roten Faden Ihres Außenauftritt weiterspinnt. Weitere Kanäle im Online Marketing können den Unternehmensauftritt ergänzen und so zu mehr Sichtbarkeit bei Kunden verhelfen.
Fazit: Als Freiberufler und Solo-Selbstständiger mit Vorbereitung und Unterstützung voll durchstarten
Diese sieben Aspekte sind ausschlaggebend, wenn es um den Unternehmensaufbau als Freiberufler und Solo-Selbstständiger geht. Neben diesen grundlegenden Dingen gibt es natürlich noch weitere Punkte, die Sie beim Unternehmensaufbau, bei der Gründung und der Nachfolge bestenfalls beachten sollten. Allerdings sind Sie damit erst einmal gewappnet für den Beginn und wissen, worauf es ankommt. Am besten unterstützt Sie dabei ein Coach und Berater, der gemeinsam mit Ihnen die wichtigen Fragen stellt und Ihnen Hilfestellung für die Antworten gibt. So sind Sie vorbereitet für den Start als Freiberufler und Ihnen entgeht nichts. Für Unterstützung bei Ihrem Unternehmensaufbau können Sie gerne direkt mit uns Kontakt aufnehmen und beim kostenlosen Erstgespräch Fragen rund um die Gründungsberatung klären.