Teamarbeit über Grenzen hinweg, das wird die Zukunft sein. Moderne Arbeitsmodelle werden immer gefragter, denn diese gehen auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein. Das stellt Führungskräfte vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Teams remote führen wird zu einer Königsdisziplin. Wie kann Führung über Grenzen hinweg gelingen, wenn Mitarbeitende von Zuhause aus mobil arbeiten oder gar in einem anderen Land sind. Digitalisierung ist eine der größten Aufgaben dieser Zeit und das hat natürlich Einfluss auf neue Führungsmodelle. Wir beleuchten mit Coach Birgit Roller einmal, was eine moderne Führungskraft ausmacht und wie moderne Führung gelingen kann.

Kompetenzen für Fach- und Führungskräfte mit Birgit Roller

Die Digitalisierung bringt neue Arbeitsmodelle und mehr Flexibilität. Das ist für viele interessant. Gleichzeitig wird damit aber auch die klassische Führungsrolle in Frage gestellt. Kann das überhaupt noch funktionieren oder müssen sich Fach- und Führungskräfte auf neue Wege begeben? Wenn Teams diverser werden und mobiles Arbeiten bei vielen Teammitgliedern vorherrscht, dann müssen Führungskräfte darauf reagieren. Wie lassen sich Teams remote führen?

Birgit Roller ist Coach und begleitet Fach- und Führungskräfte auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung und im Prozess beruflicher Veränderungen. Mit 25 Jahren Managementerfahrung bringt sie viel Wissen und Einblicke in die Arbeit im systemischen Coaching mit ein. Durch diese Erfahrung, unter anderem als Verkaufsleiterin, unterstützt sie Fach- und Führungskräfte bei deren Entwicklung ganz individuell. Eine wertschätzende und neutrale Haltung ist ihr bei der Arbeit mit Hilfe von Visionsarbeit und Tools wie dem Systembrett bspw. enorm wichtig. Dabei geht es ihr darum, Potenziale, Stärken und Fähigkeiten zu analysieren und Coachees in ihrer Persönlichkeit zu fördern und zu stärken.

Wir haben sie einmal dazu befragt, was es bedeutet, Teams remote zu führen – hier kommt das Interview mit ihr:

Teams, die über Deutschland verteilt arbeiten oder vielleicht auch zum Teil aus dem Ausland, werden immer häufiger. Flexibilität wird von Arbeitsnehmern erwartet, gleichzeitig fordern diese auch Flexibilität ein. Ist das die neue Normalität? Teams, die nur virtuell zusammenarbeiten, da die Teammitglieder von verschiedenen Standorten agieren. Kann das flächendeckend funktionieren?

Die Technologie ermöglicht es, dass Teams effektiv zusammenarbeiten können, unabhängig von ihrem physischen Standort. Flexibilität wird in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger, und virtuelle Teams sind ein Beispiel dafür, wie sich diese Anforderungen erfüllen lassen. Es ist daher durchaus möglich, dass dies die neue Normalität ist, insbesondere in Branchen, die stark auf Technologie und Online-Kommunikation angewiesen sind.

Worin liegen die größten Herausforderungen, um das eigene Team remote gut führen zu können?

Zum einen zeichnet sich eine gute Führungskraft durch eine Vielzahl von Qualitäten aus. Das Führen eines Remote-Teams wird Herausforderungen mit sich bringen, die sich von der Führung eines lokalen Teams doch etwas unterscheiden.

Die Kommunikation und Aufmerksamkeit ist oft schwieriger, wenn Teammitglieder nicht persönlich zusammenarbeiten. Es kann leichter zu Missverständnissen kommen oder wichtige Informationen gehen unter. Bei langanhaltenden Meetings geht oftmals schnell die Konzentration der Teilnehmer verloren. Daher ist es zum einen wichtig, ausreichend Pausen einzubauen und zum anderen sehr genau zu beobachten, ob die Teilnehmer auch zuhören. Einige Mitarbeiter könnten Schwierigkeiten haben, ihre Zeit effektiv zu nutzen und Prioritäten zu setzen. Stattdessen bearbeiten sie E-Mails surfen nebenbei im Internet oder spielen mit ihrem Handy.

Vertrauen und Teamkohäsion ist nötig, um das Teamgefühl zu stärken, damit sich die Teilnehmer wohlfühlen. Die interaktive Führungskraft sollte aktiv den Dialog mit ihren Mitarbeitern suchen, ihre Ideen aufgreifen und ein Umfeld schaffen, indem sich die Mitarbeiter gehört und wertgeschätzt fühlen. Virtuelle Kaffeepausen, bei denen sich die Mitarbeiter ungezwungen treffen können um sich auszutauschen und über ihre Interessen reflektieren, so wie sie es im Normalfall auch in Präsenz tun, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Technische Probleme wie schlechte Internetverbindungen oder fehlerhafte Software können die Produktivität sehr stark beeinträchtigen. Daher ist es sehr wichtig sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter Zugang zu den benötigten Techniken haben. Unterstützung durch Schulungen und benutzerfreundliche Tools erleichtern die Zusammenarbeit und sorgen für einen reibungsloseren Ablauf. Auch eine entsprechende Hardware ist wichtig, denn mit dem Smartphone sind virtuelle Meetings möglich, jedoch nicht effektiv.

Die Gefahr besteht, das permanente und langanhaltende online Meetings auf Dauer bei den Mitarbeitern zu Einsamkeit und Isolation führen, insbesondere wenn sie keine Möglichkeit haben sich auch mal, zumindest in kleineren Gruppen, regional persönlich kennenzulernen.

Was stellt Führungskräfte vor besondere Herausforderungen. Worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, um das eigene Team remote gut führen zu können?

Ich bin der Meinung, eine der größten Herausforderungen, um das eigene Team gut remote führen zu können, liegt darin, dass es ihnen gelingt, alle Mitarbeiter zu aktivieren, sie aktiv zu halten und dass jeder einzelne die Scheu verliert offen und klar vor der Kamera  zu kommunizieren. Wenn der Führungskraft das gelingen sollte, ist sie auf einem sehr guten Weg. Vertrauen ist das Zauberwort – gefolgt von Motivation und zielgerichteter Führung zu mehr Produktivität.

Was sind Kompetenzen, die ich als Führungskraft insbesondere mitbringen sollte, wenn es darum geht, mein Team aus der Ferne bestmöglich zu unterstützen?

• Kommunikationsfähigkeit: Eine Führungskraft sollte jederzeit in der Lage sein, sich klar und deutlich auszudrücken und zu vermitteln.
• Aktives Zuhören und auf die Bedürfnisse und Ideen der Mitarbeiter eingehen.
• Präzise sollten die Botschaften auf den Punkt gebracht werden, ohne Zweideutigkeit.
• Überflüssige Informationen, Füllwörter und Floskeln meiden.
• Der richtige Ton, Mimik und Gestik, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
• Empathie und gutes Einfühlungsvermögen, um sich in die Gefühle und Bedürfnisse des anderen hineinversetzen zu können.
• Feedback geben: Eine gute Kommunikation beinhaltet auch die Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben, aber auch Lob und Kritik anzunehmen immer mit dem Ziel, Kooperation und Leistung zu optimieren.
• Offenheit, Transparenz und Gleichberechtigung sehe ich generell als einen sehr wichtigen und entscheidenden Baustein im Bereich der Mitarbeiterführung. Ganz gleich ob remote oder in Präsenz.

Praktische Tools und digitale Lösungen sind das Erste, was dann zum Einsatz kommt. Diese sollen Teammitgliedern die Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtern. Doch all die Tools allein helfen ja nicht. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein oder sollten Führungskräfte schaffen, damit eine solche Führung funktionieren kann?

Neben einer noch so gut funktionierenden Technik ist die Führungskraft selbst das A und O. Mit ihr steht und fällt der gesamte Prozess, sei es in Präsenz oder remote.

Bei der Remoteführung kommt zusätzlich die Aktivierung des Teams entscheidend ins Spiel. Gelingt dies nicht, werden Remote-Meetings schnell zu Zeitfressern und sind keinesfalls produktiv.

Woran kann ich erkennen, ob ich dafür geeignet bin, Teams remote zu führen?

Gute Frage. Zuerst würde ich mich fragen, ob ich überhaupt in der Lage bin ein Team zu führen, bin ich schon so weit oder brauche ich gegebenenfalls eine fundierte Weiterbildung. Wenn du jedoch bereits eine erfahrene erfolgreiche und angesehene Führungskraft bist, benötigst du für die remote Mitarbeiterführung auch entsprechende Schulungen von erfahrenen Führungskräften. Es macht für dich als Führungskraft schon einen Unterschied im Ansehen, ob du vor dem Team tüftelst und ausprobierst oder von Anfang an als Profi agierst.

In welchen Situationen ist es für mich als Führungskraft vielleicht auch erforderlich, dass mein Team eben doch auch an einem Ort zusammenkommt? Was funktioniert remote im Zweifel eben nicht so hervorragend?

In der Tat gibt es Situationen, denen kritische Entscheidungen entgegenstehen, weil komplexe und sensible Themen bearbeitet werden müssen und oder das Team Schwierigkeiten hat und die Teamkohäsion gestärkt werden muss. In Konfliktsituationen, in denen Beziehungen gestärkt werden müssen, sind hybride Arbeitsmodelle in so manchen Fällen zielführender.

Fazit: Erfahrung und Kommunikations-Skills erleichtern die Remote-Führung

Führungskräfte sollten nicht unbedingt zu Beginn direkt ein Team remote führen. Erfahrung und die Entwicklung eines eigenen Führungsstils helfen später bei der Remote-Führung. Hinzu kommen Kompetenzen und Methoden wie aktives Zuhören und gute, offene Kommunikation. Positiv führen ist in diesem Rahmen eine tolle Methode, um so das Team zu motivieren und virtuell zusammenzubringen. Darüber hinaus sollten Führungskräfte ein Gespür dafür entwickeln, dass es in manchen Situationen erforderlich ist, das Team vor Ort zusammenzubringen. Auf diese Weise lassen sich Dinge besser klären und aus dem Weg schaffen – ganz ohne Missverständnisse. Nicht zu vergessen sind technische Anforderungen, die vorab wichtig sind, damit Teamwork auch remote problemlos erfolgen kann und die Zusammenarbeit nicht behindert. Mit der nötigen Erfahrung in der Führungsrolle sind diese Herausforderungen, laut Birgit Roller, leichter zu meistern.

Wenn auch Sie Interesse an einem Führungskräfte-Coaching haben, um Ihren Führungsstil genauer zu definieren und Ihren beruflichen Weg aktiv zu gestalten, dann nutzen Sie unser kostenloses Erstgespräch.