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3. Juli 2024 | Redaktionsteam | merkur-start up

Bewerbung mit 50+ mit Jowita Petzold

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Bewerbungen bereiten vielen Bauchschmerzen, doch das muss nicht sein. Gerade wenn Sie über 50 sind und sich nochmals nach einem neuen Job umsehen, halten sich Vorurteile hartnäckig. Die Bewerbung mit 50+ muss aber gar nicht so tabuisiert sein. Aufgrund des Fachkräftemangels sind viele Stellen unbesetzt und es bieten sich neue Jobchancen und attraktive Möglichkeiten. Und das eben auch für Bewerber, die zu den Best Ager (Generation Gold bzw. Menschen mit einem Lebensalter von über 50 Jahren) zählen. Daher tun sich dort neue Chancen auf, die Sie gezielt und im besten Fall mit einer abgestimmten Bewerbungsstrategie nutzen können. Worauf Sie achten sollten, verrät Coach und Beraterin Jowita Petzold im Interview:

Bewerbung mit 50+

Jowita Petzold über Herausforderungen bei der Bewerbung mit 50+

Fachkräftemangel wird überall sichtbar und doch halten sich Klischees, dass Bewerber über 50 Schwierigkeiten haben aufgrund ihres Alters einen neuen Job zu finden. Dabei bleibt zum Einen noch viel Zeit bis zur Rente. Zum Anderen muss das Alter kein Nachteil bei der Bewerbung sein. Schließlich sind Best Ager meist Fach und Führungskräfte mit viel Wissen und auch viel praktischer Berufserfahrung. Daher verfügen sie über besonders gefragtes Know-how. Wie Sie sich mit 50+ am besten im Bewerbungsprozess präsentieren, um erfolgreich einen neuen Job zu finden, haben wir mit einer Expertin besprochen.

Jowita Petzold ist Karriere-Coach und Beraterin bei der merkur-start up und hat eine Menge Wissen, dass sie im Rahmen von Fach- und Führungskräfte-Coachings, aber auch im Karrierecoaching teilt. Neben den zahlreichen Aus- und Weiterbildungen ist sie unter anderem auch als HR-Managerin und Personal- & Organisationsentwicklerin tätig gewesen. Sie hat zudem im Inland wie im Ausland gearbeitet und bringt daher auch Wissen im internationalen Umfeld mit. Darüber hinaus war sie auch Leiterin Recruiting für viele Jahre, sodass sie auf einen großen Erfahrungsschatz im Bereich HR und Personalwesen zurückgreifen kann. Daher unterstützt sie mit diesem Wissen besonders praxisnah im Coaching. Auch ihre Erfahrung im Change Management hilft ihr bei der Arbeit mit Coachees, um mit diesen den richtigen Umgang mit Veränderungen zu finden und dabei zu begleiten. Die Potenzialfindung und -entwicklung sind dabei wertvolle Tools, die sie einsetzt.

 

Aufgrund ihres großen Wissensschatzes haben wir Karriere-Coach Jowita Petzold einmal zum Thema befragt. Sie gibt Einblicke in die Herausforderungen und Chancen bei der Bewerbung mit 50+ im Interview:

Lohnt sich das in dem Alter denn überhaupt noch, denken manche. Doch mit mehr als 10 Jahren, die als Arbeitszeit noch verbleiben, lohnt sich das alle mal. Worin sehen Sie die Chancen oder auch Vorteile für Bewerber mit 50+?

Die Chancen ergeben sich aus mehreren Einflussfaktoren, allen voran die Demographie. Die Menge der – insbesondere erfahrenen – Fachkräfte im arbeitsfähigen Alter geht kontinuierlich zurück und wird durch die „klassischen“ Arbeitnehmergruppe der Mittzwanziger bis Mittvierziger schlichtweg nicht mehr gedeckt. Das kommt gerade der Generation 50+ zugute, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie über ein „begehrenswertes“ Know-how verfügt.

Zudem helfen auch die Wahrnehmungsveränderungen in der Gesellschaft, die die Generation 50+ als deutlich agiler, leistungsstarker und allgemein aktiver sieht als es noch vor ca. 20-30 Jahren der Fall war – ganz nach dem Motto „fifty is the new forty“.

Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass diese Generation, auch wenn sie nicht zwangsläufig zu den „digital natives“ gehört, durchaus in der Lage ist die neue Arbeitswelt 4.0 mit der etwas älteren, nicht so digitalisierten Version der vergangenen Dekaden in Verbindung zu bringen – eine Fähigkeit, die den jüngeren, auch bestens ausgebildeten Arbeitskräften fehlt und die von sehr vielen Betrieben, die vielleicht nicht ganz an der Spitze des Technologietransfers stehen, schmerzlich fehlt.

Was sind die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt, denn aufgrund des Fachkräftemangels sollten ja auch Bewerber mit 50+ sehr gute Chancen auf einen neuen Job haben?

Aus meiner Beobachtung die wesentliche Herausforderung der Generation 50+ bei der Suche nach einem neuen Job/beruflichen Neuorientierung ist die häufig unrealistische Erwartungshaltung vieler Arbeitgeber. Das Wunschdenken, das sich immer noch auf junge, flexible, aber erfahrene und mit allen für die konkrete Stelle erforderlichen Fähigkeiten ausgestatteten Kandidaten fokussiert ist immer noch „en vogue“, ein „eierlegende Wollmilchsau – Phänomen“ ist sehr verbreitet. Dabei ist die Generation 50+ häufiger die genauso gute, wenn nicht sogar eine bessere Alternative. Die Vertreter dieser Arbeitnehmergruppe sind nicht nur mit Kompetenzen und Fertigkeiten ausgestattet, die eben nur dank ihrer langjährigen Berufserfahrung möglich sind, sondern haben die als Schreck der Arbeitgeber geltende „Familienplanung“ längst hinter sich. Sie können und wollen mit Vollgas im Job durchstarten. Das gilt insbesondere für weibliche Fachkräfte.

Das Festhalten an dem Bild eines „Idealkandidaten“, einer unrealistischen Candidate Persona ist somit nicht nur für die Bewerber, sondern vor allem für die Unternehmen selbst problematisch. Eine Anpassung der Erwartungen und ein breiterer Winkel bei der Auswahl der idealen Jobkandidaten ist, aus meiner Sicht, längst überfällig.

Macht eine berufliche Umorientierung in dieser Situation denn noch Sinn? Oder sollte man lieber auf den bisherigen Karriereweg setzen?

Was für einen 50+-Bewerber die beste Option bei der Integration auf dem Arbeitsmarkt ist, muss immer individuell betrachtet und entschieden werden. Natürlich scheint ein organischer Aufbau vorhanden Kompetenzen durch Weiter- und Fortbildungen und somit das Nutzen der vorhandenen, nicht selten sehr umfangreichen Erfahrungen immer eine sichere Bank. Hier kann der Fokus auf eine neue Perspektive, dieses Know-how einzusetzen gelegt werden. Allerdings kann auch eine komplette Umorientierung, wenn diese aus den bestehenden Interessen und Vorkenntnissen hervorgeht, gelingen. Entscheidend ist immer die Frage „Kann ich mein neues Kompetenzprofil überzeugend auf dem Arbeitsmarkt verkaufen?“

Was ändert sich bei Bewerbern 50+, wenn wir einmal über die Bewerbungsunterlagen sprechen?

Bewerbungsunterlagen sind auf dem Deutschenmarkt standardisiert: Lebenslauf, Zeugnisse und, häufig immer noch, ein Anschreiben. Das ändert sich nicht mit dem Alter der Bewerber, wobei bei der Gruppe 50+ empfehle ich häufig eine gesonderte Herausarbeitung der Kompetenzen und Kenntnisse, die häufig in langen Lebensläufen und viele Berufsstationen überschattetet und dadurch weniger deutlich werden. Ich empfehle daher ein zusätzliches Bewerbungsdokument, ein Kompetenzprofil oder Fachprofil in dem, unabhängig von der chronologischen Auflistung der früheren Arbeitgeber, in einer kompakten Form alles, was es sich über einen Bewerber zu wissen lohnt, aufgeführt wird.

Was sind Punkte, die im Bewerbungsprozesse nun eine besondere Rolle einnehmen?

Bei der Generation 50+ ist tatsächlich das Überwinden der schriftlichen Phase einer Bewerbung häufig die größte Herausforderung. In dieser Phase wird eine Vorauswahl, meistens durch Mitarbeiter der Personalabteilung getroffen. Sie besitzen selten tiefere Kenntnisse der Anforderungen der Stelle und gehen meistens nach einem vorgefertigten Schema: Übereinstimmungsgrad des Lebenslaufs mit der Stellenanzeige und eben der idealtypischen Candidate Persona. Hier spielt das Alter, zumindest unterschwellig eine Rolle. In dieser Phase ist eine aktive Auseinandersetzung der Bewerber mit den Stereotypen kaum möglich, es liegt an den Arbeitgebern ihre Kriterien richtig zu setzen. Deswegen ist ein optimaler Auftritt in dieser schriftlichen Phase so erfolgskritisch. Sobald diese Hürde genommen wird, ist ein Vorstellungsgespräch eine große Chance von sich selbst und der eigenen Kompetenz, weg von den festsitzenden Glaubenssätzen zu überzeugen.

Und gibt es auch Fettnäpfchen? Was sollten Best Ager besser nicht tun?

Grundsätzlich gilt es authentisch und selbstbewusst aufzutreten! Ein Auftritt in der Suchphase, völlig unabhängig von dem, ob es schriftlich oder bereits in direkten Kontakt mit dem potenziellen Arbeitgeber, sollte unbedingt echt wirken, auch wenn es nicht der Anzeigensprache oder dem Unternehmensauftritt entspricht. Die Generation 50+, die auch Generation X genannt wird, steht für einen gewissen Kommunikationsstill und Arbeitsethos. Und das ist auch gut so! So zu tun, als wäre man ein Vertreter der jüngeren Generationen Y oder Z, eine gekünstelte Kommunikation (verbal und nonverbal) wirkt immer unecht und überzeugt keinen. Dann lieber bei der Suche genauer hinschauen und sich direkt für die Arbeitgeber zu entscheiden, die besser zu uns selbst und unserem Werte- und Denksystem passen. Dann klappt es bestimmt!

Fazit: Fokus auf Stärken und Kenntnisse bei der Bewerbung mit 50+

Der Fokus liegt auf dem individuellen Bewerber, das ist klar. Doch bei Bewerbern, die zu den Best Agern zählen, greifen hier Besonderheiten. Wichtig ist, so zeigt Coach Jowita Petzold im Interview auf, dass das Profil durch die wesentlichen Stärken, Fähigkeiten und Kenntnisse geschärft wird. Das bedeutet, dass es hier um eine authentische und fokussierte Darstellung des eigenen Profils geht. Aufgrund des Fachkräftemangels und zahlreicher unbesetzter Stellen bieten sich eine Menge Möglichkeiten, die Bewerber 50+ ausfüllen können, wenn sie überzeugen. Selbstbewusstes Auftreten, aber auch eine besondere Sorgfalt für die schriftliche Bewerbung sind die Schlüsselkompetenzen für die Bewerbung mit 50+. Da oft eine lange Liste an Berufserfahrung sowie Aus- und Weiterbildungen vorliegt, sollten Sie herausarbeiten, was Sie insbesondere auszeichnet. Damit entsteht der richtige erste Eindruck zu Ihrer Person und Ihren Vorzügen.

Wenn Sie Schwierigkeiten dabei haben, diese Kernkompetenzen aus ihrem Werdegang herauszuarbeiten, dann hilft ein Karrierecoaching. In diesem Prozess können Sie mit unseren Beratern und Coaches vertieft an Ihrem Profil und Ihrer Bewerbung arbeiten.

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