KI spaltet noch immer die Gemüter. Die einen sind große Fans und Anhänger und nutzen KI, wo immer sie nur können. Die anderen bleiben skeptisch und umgehen jegliche Interaktion mit KI und KI-unterstützen Tools und Softwarelösungen. Aber während manche Branchen und Bereiche bisher wenige Berührungspunkte damit haben, bieten sich mit KI im Coaching auch Chancen für Coach und auch Coachee. Und genau diesem Thema sind wir einmal nachgegangen und haben uns mit Berater Udo Umnus über die Nutzung von KI im Coaching unterhalten. Er ordnet im Interview Möglichkeiten und Risiken etwas ein, denn er nutzt KI-Tools bereits im Coachingprozess:
KI im Coaching schafft Möglichkeiten
Mit entsprechenden Tools im Coaching wird der Prozess effizienter, mit KI-Tools erreicht er ein neues Level. Auf Basis einer Umfrage unter unseren Beratern und Coaches haben wir einmal eruiert, wofür KI bisher im Coaching genutzt wird. Die meisten Coaches und Berater setzen KI bereits bei der Recherche und Ideenfindung ein. An zweiter Position werden KI-Tools für Persönlichkeitstests oder -modelle und deren Auswertung genutzt. Und an dritter Stelle finden Tools mit KI im Coaching Einsatz, die die Bewertung und Optimierung von Ideen vereinfachen und unterstützen. Damit zeigt sich deutlich, dass Arbeitsschritte wie Recherche, Ideensammlung und Weiterentwicklung von Ideen, die sonst sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, hiermit ausgelagert werden oder KI-unterstützt sind. Unsere Berater und Coaches sind hier bereits aktiv und nutzen KI, um die Arbeitsprozesse einfacher zu gestalten.
Wie sich KI im Coaching effektiv einsetzen lässt
„Doch was bedeutet das konkret für den Coachingprozess?“, fragen Sie sich. Diese Frage haben wir zum Anlass genommen, um mit einem unserer Berater einmal im Detail über die Nutzung von KI im Coaching zu sprechen. Udo Umnus gibt daher im Interview seinen Einblick und seine Einschätzung.
Er ist Coach und Berater für die merkur-start up GmbH und ist dabei breit aufgestellt. Udo Umnus unterstützt Gründende in der Gründungsberatung, aber auch bei der beruflichen Neuorientierung im Job- und Karrierecoaching. Dabei ist er seit 1999 selbständig tätig und kann auf einen großen Erfahrungsschatz und jede Menge Know-how und praktische Kenntnisse zurückgreifen. Einer seiner Schwerpunkte liegt im Bereich Digitalberatung, denn er ist auch Coach für Digitalisierung. Dabei ist ihm die Vermittlung von digitalen Kompetenzen für Job und auch Karriere wichtig. In seiner Beraterfunktion arbeitet er so intensiv mit Coachees zB. zum Umgang und Kenntnissen gewisser Programme, zur datenspeicherung in Clouds, aber auch an der Selbstdarstellung in Portalen. Die Coachees dabei selbst zu ermächtigen, ganz getreu dem Motto „Learning by doing“, liegt ihm bei der Arbeit besonders am Herzen.
Hier folgt nun das Interview, das wir mit ihm zum Umgang und der Nutzung von KI im Coaching geführt haben:
KI hält in den verschiedensten Bereichen in unserem Arbeits- und privaten Alltag Einzug. Welche Rolle spielt KI bei der Arbeit als Coach und Berater? Lohnt sich der Einsatz von KI in solch einem Bereich, wo es ja doch extrem auf die zwischenmenschliche Beziehung von Coach und Coachee ankommt?
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Coaching kann sich durchaus lohnen, je nach den spezifischen Zielen und Anforderungen des Coachings. KI kann Coachings skalierbar machen, indem sie eine große Anzahl von Menschen erreicht. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn individuelle Präsenz-Coachingsitzungen aus Zeit- oder Kostengründen nicht für jeden verfügbar sind. KI-gestützte Tools können 24/7 zur Verfügung stehen, was es den Coachees ermöglicht, jederzeit ergänzende Unterstützung zu erhalten.
Welche Anwendungsmöglichkeiten sehen Sie da generell?
KI kann große Mengen an Daten analysieren, um personalisierte Empfehlungen und Strategien zu entwickeln. Sie kann das Verhalten, die Ziele und die Fortschritte eines Coachees verfolgen und individuell angepasste Ratschläge geben. Bei der Erstellung von Businessplänen im Gründercoaching können sowohl der Coach als auch der Coachee sich wertvolle Anregungen bei der Bearbeitung einzelner Kapitel geben lassen.
Und worin besteht der große Vorteil von einem Coaching-Prozess mit KI-Unterstützung?
Objektivität und Konsistenz: Im Gegensatz zu menschlichen Coaches kann KI unvoreingenommen und konsistent in ihren Empfehlungen sein. Dies kann helfen, systematische Fehler oder Vorurteile zu vermeiden, die bei menschlichen Coaches auftreten könnten.
KI soll grundlegend Prozesse vereinfachen, Arbeitsschritte automatisieren und einem zu mehr Zeit für andere Dinge verhelfen. Wie nutzen Sie die Möglichkeiten selbst bereits KI im Coaching mit Kunden einzusetzen? Und gibt es da auch eine gewisse Skepsis oder eher eine Neugier der Technologie gegenüber?
Durch die Automatisierung bestimmter Coaching-Aufgaben können die Kosten für Coaching-Dienstleistungen gesenkt werden, was den Zugang für eine breitere Zielgruppe ermöglicht. KI kann große Mengen an Daten analysieren, die aus verschiedenen Quellen stammen (z.B. psychometrische Tests, Feedback, Leistungsmessungen). Dadurch können Muster erkannt und Fortschritte präzise verfolgt werden, was zur Optimierung des Coaching-Prozesses beitragen kann. Dabei ist ChatGPT eine selbsterklärende und anwenderfreundliche Lösung, die als Basisversion auch kostenfrei genutzt werden kann. Darüber hinaus kann mit wenigen Schlagworten und präzisen Eingrenzungen auch der Coachingbericht individualisiert
geschrieben werden.
Worauf ist zu achten, wenn KI im Coaching genutzt wird? Was sind mögliche Nachteile, die sich durch den Einsatz ergeben? Und wie lässt sich da gegensteuern?
Coaching erfordert oft ein hohes Maß an Empathie, emotionale Intelligenz und zwischenmenschliche Fähigkeiten. Diese Aspekte können derzeit von KI nur begrenzt abgedeckt werden. Der menschliche Faktor kann entscheidend für den Erfolg eines Coachings sein und das darf nicht unterschätzt werden.
KI kann Schwierigkeiten haben, in hochkomplexen oder emotionalen Situationen flexibel und angemessen zu reagieren. Der Kontext und die Feinheiten menschlicher Interaktionen sind oft schwer für Algorithmen zu verstehen und zu verarbeiten.
Gerade auch Thema Datenschutz und Haftung sind im Zusammenhang mit KI-Nutzung ein wichtiger Punkt. Im europäischen Raum umso mehr. Wie kann man sich absichern? Was sollte man tun und was lassen, wenn man ChatGPT & Co. im Coaching einsetzen möchte?
Der Einsatz von KI im Coaching erfordert den Umgang mit sensiblen Daten. Datenschutz und die sichere Aufbewahrung von Informationen sind daher von größter Bedeutung. Darüber hinaus gibt es ethische Fragen, wie z.B. die Transparenz der KI-Algorithmen und deren Entscheidungsfindung. Eine zu starke Abhängigkeit von KI könnte dazu führen, dass wichtige menschliche Fähigkeiten im Coaching verloren gehen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Interaktion zu finden.
Insgesamt möchte ich sagen, dass sich der Einsatz von KI im Coaching lohnen kann, insbesondere in Bereichen, in denen Effizienz, Skalierbarkeit und Datenanalyse von hoher Bedeutung sind. Die Einschränkungen von KI, insbesondere im Bereich der menschlichen Interaktion und Empathie, sollten allerdings nicht unterschätzt werden. Ein hybrider Ansatz, der die Stärken von KI mit menschlichem Coaching kombiniert, kann in vielen Fällen der ideale Weg sein.
Fazit: KI als wertvoller Helfer im Coaching
Wie Udo Umnus am Ende des Interviews bereits zusammengefasst hat, ergeben sich wertvolle Einsatzmöglichkeiten von KI im Coaching. Er sieht da einen hybriden Ansatz zukünftig für den besten Coachingansatz. Nur die Kombination aus KI und Mensch kann zum besten Ergebnis im Coachingprozess führen. Auf diese Weise werden die besten Eigenschaften von beiden Seiten miteinander kombiniert und sorgen für ein gelungenes Coaching. Eine gewissen Offenheit gegenüber neuer Technologien bietet allerdings einen erleichterten Zugang. Auch wenn man rechtliche Bedenken beim Einsatz von KI immer mit einbeziehen und sich darüber informieren sollte. Eine verantwortungsbewusste Nutzung von KI ist die Basis für den erfolgreichen Einsatz.