Gründung heißt nicht immer Neu-Gründung, auch eine Unternehmensnachfolge kann eine hervorragende Lösung ins Unternehmertum sein. Warum Nachfolge eine tolle Alternative ist, haben wir bereits beleuchtet in einem früheren Beitrag. Doch wie geht man dabei vor? Wo finde ich ein passendes Unternehmen? Oder wie lässt sich ein Nachfolger ausmachen? Eine Übernahme ist im besten Falle gut vorbereitet und wie die beste Vorgehensweise dabei ist, erfahren Sie nun:
Vorgehensweise bei der Unternehmensnachfolge
Bevor Sie sich zum Kauf und der Übernahme eines Unternehmens entscheiden, bereiten Sie sich besser vor. Der Unternehmenswert, die Produktpalette, aber auch Innovationskraft und viele andere Dinge sind hierbei relevant. Diese Faktoren sind entscheidend, wenn es um die erfolgreiche Unternehmensnachfolge und das Fortbestehen des Unternehmens geht. Daher gibt es einige Schritte, die Ihnen für eine gute Nachfolge helfen:
Anlaufstellen und Beratung für die Nachfolge in Anspruch nehmen
Es gibt zahlreiche Institutionen und Anlaufstellen, die bei der Unternehmensübernahme zur Seite stehen und Informationen bereitstellen. Hier können Sie sich informieren und auch beraten lassen. Zudem gibt es zahlreiche Unternehmensberater, die auch auf die Unternehmensnachfolge spezialisiert sind und hierbei unterstützen. Beratung gibt es natürlich auch für beide Seite, zum Einen Beratung für Inhaber und zum Anderen natürlich auch Beratung für Nachfolger. Sollten Sie mit einem Berater zusammenarbeiten wollen, hilft es zum Einen auf die Erfahrung und Expertise zu achten, aber genauso auch auf die Branchen, auf die der Berater spezialisiert ist. Als dritten Punkt ist die Augenhöhe und die Sympathie wichtig, denn ein Berater begleitet oft den gesamten Übernahmeprozess, was eine lange Zeit ist. Daher sollten die Chemie zwischen Ihnen stimmen, sodass Sie sich dabei auch wohl fühlen und auf Ihren Berater als Partner verlassen können.
IHK, Handwerkskammer und Netzwerkangebote
Neben den Unternehmensberatern und den unabhängigen Anlaufstellen gibt es natürlich auch IHK und Handwerkskammern, die entsprechende Angebote haben. Auch hier findet sich oft ein Beratungsangebot und die Möglichkeit, direkte Informationen zu möglichen Betrieben und Unternehmen zu bekommen. Außerdem kann es sich lohnen, entsprechende Veranstaltungen und Events in Betracht zu ziehen, um sich zu vernetzen. So kommen Sie mit anderen Nachfolgern, mit Inhabern und anderen Akteuren zusammen und können Kontakte knüpfen. Aus solchen Kontakten kann auch eine Übernahme entstehen, oder aber Sie lernen aus den Erfahrungen anderer, worauf es ankommt.
Das passende Unternehmen für die Nachfolge finden
Bevor die Übernahme eines Unternehmens erfolgen kann und Sie den Prozess mit einem Unternehmensberater erfolgreich umsetzen, ist das Unternehmen natürlich auch wichtig. Bei der Frage der Übernahme sollten Sie sich im klaren sein, wie das passende Unternehmen aussieht. Dazu können wir drei unterschiedliche Varianten unterscheiden, wie eine Nachfolge gestaltet sein kann:
- Die familieninterne Nachfolge: Dabei erfolgt ein Generationenwechsel, sodass die ältere Generation das Unternehmen an die jüngere und nachfolgende Generation übergibt. Dabei bleibt das Unternehmen familiengeführt.
- Die betriebsinterne Nachfolge: Wie die Bezeichnung vermuten lässt, wird das Unternehmen durch einen Mitarbeiter, der dem Betrieb schon länger angehört, weitergeführt. So bleibt oft die grundlegende Struktur und bspw. Personal bestehen, da der Mitarbeiter Kollegen und dem Unternehmen meist verbunden und loyal gegenüber ist.
- Die Unternehmensübergabe: Bei dieser Form der Nachfolge wird das Unternehmen an jemanden extern übergeben, sodass ein Fremdgeschäftsführer den Betrieb übernimmt und den Bestand sichert.
Abgesehen von den verschiedenen Formen der Nachfolge sind Sie als Nachfolger natürlich auch gefragt, was für eine Art von Unternehmen Ihnen vorschwebt. Dazu helfen einige Überlegungen, die Sie vorab anstellen können. Das betrifft bspw. die gewünschte Branche, die Unternehmensgröße, Ihre vorhandenen Fachkenntnisse (die Sie mit einbringen könnten), der gewünschte Standort, das eigene Selbstvertrauen (in Bezug auf die Führung des Unternehmens und der Belegschaft je nach Größe) und Produktsortiment, Innovationskraft oder auch der Kaufpreis. Dabei sollten Sie zum Einen bedenken, für welches Unternehmen Sie der geeignete Nachfolger sind und gleichzeitig welches Unternehmen zu Ihnen passt. Das sollte in beide Richtungen stimmen, denn nur so sind die besten Grundvoraussetzungen für die Unternehmensnachfolge geschaffen.
Unternehmensbörsen und Suchfilter auch online nutzen
Neben den angesprochenen Informations- und Anlaufstellen gibt es natürlich auch weitere Möglichkeiten, das geeignete Unternehmen für Sie zu finden. Sofern Sie Ihre Suchkriterien genauer kennen und wissen, wie Ihr Wunschunternehmen aussieht, können Sie auch entsprechende Unternehmensbörsen im Netz nutzen. Dort finden Sie Unternehmen gelistet, die zum Verkauf stehen und Sie können natürlich auch entsprechende Filter oder regionale Börsen verwenden. Je nach Unternehmensbörse ist diese spezialisiert auf Branchen, Unternehmensgrößen oder auch Regionen. Jedes Bundesland bietet oft auch eine entsprechende Börse oder Anlaufstelle an, bei der Sie fündig werden können.
Kontaktaufnahme zum Unternehmen und Prüfung durchführen
Sobald Sie ein geeignetes Unternehmen finden, folgt der nächste Schritt: die Kontaktaufnahme. Im besten Fall lernen Sie gemeinsam mit Ihrem Nachfolgeberater den Inhaber und das Unternehmen genauer kennen. Vorgespräche dienen dazu, die Belegschaft, unternehmensinterne Prozesse und Abläufe, die Innovationskraft des Unternehmens und natürlich auch das Potenzial sowie mögliche Aufgaben und Herausforderungen genauer unter die Lupe nehmen zu können. So bekommen Sie ein Gefühl für das Unternehmen und können genau überlegen, ob es ein Match ist. Bleiben Sie dabei kritisch und achten Sie auf Mängel und Fehler, aber auch auf Chancen.
Letter of Intent und Due Diligence für die Übernahme
Die Detailprüfung erfolgt dann im Anschluss an die Vorgespräche und sobald Sie das Gefühl haben, das richtige Unternehmen gefunden zu haben. Zuerst wird eine Absichtserklärung unterzeichnet, der sogenannte Letter of Intent, wenngleich dieser auch nicht rechtsverbindlich ist. Diese Erklärung zeigt jedoch das ernsthafte Interesse Ihrerseits an der Übernahme. Darin sind folgende Angaben enthalten und werden festgelegt: Prüfungsrechte, Zeitplan für die Due Diligence-Prüfung, Verschwiegenheitserklärung, Exklusivitätsvereinbarung, Vertragsstrafen und ggf. den Finanzierungsnachweis. Erst daraufhin folgt die Detailprüfung (Due Diligence) und wird im besten Fall von Ihrem Berater in Zusammenarbeit mit dem Berater des Inhabers durchgeführt. Dabei geht es um eine detaillierte Prüfung des Unternehmens, wie finanzielle Unterlagen, Produkte, Kundenstamm, aber auch Mitarbeiter. Dabei sind auch die Gründe der Aufgabe durch den Inhaber interessant, um so mögliche Probleme aufzudecken. Sprechen Sie zudem mit den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, denn diese geben meist einen besseren und authentischeren Einblick als der Inhaber.
Fortführungsplan – der Businessplan für die Nachfolge
Während diese Detailprüfung durchgeführt wird, sollten Sie sich bereits daran machen, den Fortführungsplan zu verfassen. Dieser gleicht dem Businessplan, nur dass es um eine Unternehmensnachfolge geht und damit natürlich auch ein paar andere Faktoren für die Geschäftsentwicklung eine Rolle spielen. Diese Prüfung und der Fortführungsplan lassen Prognosen für die Zukunft zu und sind damit auch erheblich für den Kaufpreis. Zudem werden zwei Zustände beleuchtet, denn der Fortführungsplan sollte Auskunft über den Ist-Zustand des Unternehmens geben sowie über den Soll-Zustand nach der erfolgreichen Übernahme durch Sie. Wichtige Fragen, die sie berücksichtigen und bestenfalls plausibel beantworten sollten, sind etwa:
- Was wollen Sie verändern? Was wird weiterentwickelt?
- Welche Umstrukturierungen haben Sie vor und welche sind unbedingt notwendig?
- Führen Sie das Unternehmen alleine oder gibt es einen Partner?
- Muss die Rechtsform geändert werden?
- Ist eine gemeinsame Führung als Übergangsphase mit dem aktuellen Inhaber geplant?
- Bleibt das Erscheinungsbild des Unternehmens bestehen und verfolgen Sie daher eine traditionelle Schiene? Oder soll dieses modernisiert werden?
- Behalten Sie alle Mitarbeiter?
- Wollen Sie Hierarchie-Strukturen verändern? Oder bleiben diese bestehen?
Die Nachfolge finanzieren
Wenn es konkreter wird und Sie ein Unternehmen gefunden und dieses geprüft haben, dann setzt sich natürlich auch so langsam der Kaufpreis zusammen. Dabei wird die Finanzierung zur wichtigsten Rolle. Zum Einen ist wichtig, wie viel Kapital Sie mitbringen können und zum Anderen auch welche Finanzierungsmöglichkeiten sie nutzen können. Es stehen zum Einen auch Fördermittel zur Verfügung, aber vor allem sollte auch die Finanzierung der Übernahme wohl überlegt und clever geplant sein. Neben Angeboten der jeweiligen Bundesländer steht auch die Finanzierung über die KfW Bankengruppe zur Option. Wichtig ist, dass Sie natürlich den Kapitalbedarf genau kennen und auch entsprechend großzügig für Modernisierungs- und bspw. Digitalisierungsmaßnahmen auslegen. Auch hierbei hilft Ihr Nachfolgeberater, sodass die Planung realistisch ausfällt und die Nachfolge am Ende nicht daran scheitert.
Nachfolge gut vorbereiten für den Erfolg
Sie haben mit Sicherheit gemerkt: Planung ist ein großer Teil bei der Unternehmensnachfolge. Das trifft jedoch auch auf die Neu-Gründung zu, keine Sorge. Je besser Sie sich vorbereiten, grundlegend informieren und von Experten beraten lassen, desto reibungsloser und erfolgreicher wird die Gründung durch Nachfolge. Wertvolle Kontakte können dabei helfen und bieten die Chance zum Austausch. Vergessen Sie dabei aber nicht, nach einem passenden Unternehmen zu suchen und sich dieses genau im Detail anzusehen. Nur so kann die Übernahme auch gelingen und Sie sind am Ende glücklich mit der Nachfolge.